Bau und Technik des Ludwig Donau Main Kanals

100 Schleusen

Heute ist der Ludwigs-Kanal als Denkmal aus der Frühzeit deutscher Industrialisierung mit romantischer Patina überzogen. Doch seinerzeit sahen die Baumeister unter Leitung des königlichen Oberbaurats, Freiherr von Pechmann, das Kanalprojekt als eine der größten technischen Herausforderungen an. Es galt immerhin, die Wasserscheide und deren höchsten Punkt, die sogenannte Scheitelhaltung, zu bezwingen.

Von der Mainmündung in Bamberg, die auf 230 m Meereshöhe liegt, musste man hinauf auf 417 m bei Neumarkt und wieder hinunter auf 338 m zur Donaumündung bei Kelheim. Nicht weniger als 187 Höhenmeter waren also zu meistern. Dazu wurden insgesamt 100 Schleusen angelegt.

1836 war Baubeginn. Die Arbeiten mit teilweise bis zu 9.000 Leuten kamen rasch voran, so dass die Schiffe schon zehn Jahre später zwischen Bamberg und Kelheim ihre Flaggen hissen konnten.

Brückkanal bei Feucht Brückkanal Feucht

Von Pechmann erlebte die Eröffnung allerdings nicht mehr im Amt. Um den Kanal über Hügel und Täler zu führen, waren Einschnitte gemacht, Dämme und Brücken errichtet worden. Bei einem dieser Bauwerke, dem Brückkanal bei Schwarzenbruck, hatte die viel zu dichte Füllung das Mauerwerk schon nach zwei Jahren von innen heraus gesprengt. Die Sandsteinquader waren zwar zu einem Augenschmaus geformt, gegen Erosion aber nicht gefeit. Der Freiherr musste den Hut nehmen, der Brückkanal wurde 1844 ab- und wieder neu aufgebaut. Der zweite Bau steht noch auf dem massiven Fundament des ersten. Das Innere der Bögen aber hat man diesmal hohl gelassen.

Drainageschächte und Dehnungsfugen gleichen Wasserstands- und Temperaturschwankungen aus. Ein schöner Bau, der praktisch wartungsfrei die Jahrhunderte überdauert.

Auf einer Trasse von 172 km Länge war der Ludwig-Donau-Main-Kanal 15,8 m breit und 1,46 m tief angelegt – für damalige Verhältnisse ein enormer Eingriff in die Landschaft. Doch die alte Wasserstraße nimmt man heute gar nicht mehr als von Menschenhand geschaffenen "Fremdkörper" wahr. Vielmehr erscheint sie mit ihrer Umgebung als organisches Ganzes, so sehr sind Technik und Natur miteinander verwoben.

Dort, wo der Alte Kanal nicht dem Frankenschnellweg und dem neuen Rhein-Main-Donau-Kanal weichen musste, haben sich in langen Jahren intakte Biotope herausgebildet. Die Gewässergüte liegt bei Klasse II.