Hochwasserschutz Stadt Erlangen
Die Stadt Erlangen wird von der Schwabach, einem Gewässer II. Ordnung durchflossen.
Bei der Ermittlung der Überschwemmungsgebiete hat sich gezeigt, dass die bereits vorhandenen Schutzanlagen entlang der Schwabach nicht ausreichen, um bei einem hundertjährlichen Hochwasser die Überschwemmung größerer Siedlungsgebiete zu verhindern.
Das betrifft besonders den Bereich zwischen Bahnlinie und Essenbacher Straße.
Auch können die bereits bestehenden Uferverbauungen nicht mehr weiterverwendet werden und wurden in der Planung durch neue Maßnahmen ersetzt. Beispielsweise sind die vorhandenen Stahlspundwände durch Korrosion geschwächt und die Deichanlagen zu großen Teilen mit Gehölzen bewachsen.
Konzept und Planung
Projekt-Information
- Gewässer: Schwabach, Gewässer II. Ordnung
- Mittelwasserabfluss MQ: 1,52 m³/s
- Bemessungsabfluss HQ100 +Klimazuschlag 15%: 100 m³/s
- Vorentwurfsplanung: abgeschlossen
- Entwurfs- und Genehmigungsplanung: in Bearbeitung
- Bauherr: Freistaat Bayern
- Kostenträger: Stadt Erlangen 50%, Freistaat Bayern 50%
- Stand: September 2024
Die Planungen wurden in enger Abstimmung mit den Ämtern der Stadt Erlangen sowie den betroffenen Anliegern durchgeführt. Im Zuge mehrerer Planungsworkshops wurden die Belange der Bürgerinnen und Bürger aufgenommen und verstärkt in die Planungen zur Umsetzung der Hochwasserschutzmaßnahme integriert.
Bei der Planung wurde größter Wert auf den Erhalt vorhandener Bäume gelegt und der Trassenverlauf zum Schutz von Bäumen weitestgehend optimiert, um erforderliche Fällungen auf das erforderliche Minimum zu reduzieren.
Im Vorfeld wurden bereits 5 Grundwassermessstellen hergestellt. Die Aufzeichnungen der Grundwassermessstellen sind einerseits wichtige Planungsgrundlage, andererseits dienen sie auch der Dokumentation der Grundwasserstände vor, während und nach der Baumaßnahme.
Die erarbeitete Lösung setzt sich aus mehreren Einzelmaßnahmen zusammen, die insgesamt einen Schutz vor einem hundertjährlichen Hochwasser inklusive Klimazuschlag von 15 % sicherstellen.
Maßnahme 1: Stützmauer entlang Bahngelände
Beginnend am Bahndamm wird eine Hochwasserschutzwand errichtet, welche als Stützmauer aus Stahlbeton geplant ist. Um die Wand in die Landschaft zu integrieren, wird sie beidseitig angeböscht und bepflanzt.Maßnahme 2: Mauerneubau Südufer
Neben der bereits bestehenden Stützmauer aus Stahlbeton wird eine neue Hochwasserschutzwand in der erforderlichen Höhe geplant. Nach Errichtung dieser Wand wird die bestehende Mauer rückgebaut. Die neue Hochwasserschutzwand wird parallel zur Schwabach bis zum Anschluss an die neue Bohrpfahlwand fortgeführt und ist als Stahlbetonmauer geplant.Maßnahme 3: Gewässerverlegung
Etwas auf Höhe der Maßnahme 2 wird die Schwabach um bis zu 6 m nach Norden verlegt. Durch den zusätzlichen Vorlandabtrag von etwa 500 m³ am Nordufer wird der Abflussquerschnitt für den Hochwasserfall vergrößert. Für den Normalabfluss wird ein Niedrigwassergerinne mit variierenden Böschungsneigungen hergestellt.Maßnahme 4: Spundwand Nordufer Schwabach
Entlang der Maßnahme 4 befindet sich ein bestehender Hochwasserschutzdeich, der aufgrund seiner Höhe das geforderte Schutzziel nicht erreicht. Da eine Erhöhung um ca. 50 cm durch Aufschüttung aus Platzgründen nicht möglich ist, ist geplant, in den Deich eine Stahlspundwand zu rammen und eine Stahlbetonmauer zu setzen.Maßnahme 5: Bohrpfahlwand Gründung
Hinter den bestehenden Stahlspundwänden bzw. der bestehenden Sandsteinmauer sind Bohrpfähle aus Stahlbeton geplant. Die Bohrpfähle haben einen Durchmesser von 60 cm, sind bis zu 9 m lang und werden ca. 6 m unter Gewässersohle in tragfähigem Untergrund gegründet. Der obere Abschluss der Bohrpfähle wird mittels auskragender Bauteile so hergestellt, dass eine Nutzung der Oberfläche wie bisher möglich ist. Nach Errichtung der Bohrpfähle werden die bestehenden Stahlspundwände und die Sandsteinmauer abgebrochen. Durch den Rückversatz der Bohrpfähle wird außerdem der Abflussquerschnitt der Schwabach vergrößert. Die Absturzsicherungen als Geländer werden wie ursprünglich wiederhergestellt.Maßnahme 6: Mauerneubau mit Pfahlgründung
Entlang des bestehenden Fuß- und Radweges sind bislang keine Schutzeinrichtungen vorhanden. Hier ist die Errichtung einer Mauer aus Stahlbeton geplant. Um das Wurzelwerk des alten Baumbestandes zu schonen ist eine Gründung mit Pfählen geplant, auf denen die eigentliche Schutzmauer errichtet wird.Maßnahme 7: Mauerneubau Nordufer Mühlbach
Der vorhandene Bereich entlang des Mühlbachs wird bei einem hundertjährlichen Hochwasser überströmt. Eine Erhöhung des Deiches in Erdbauweise ist nicht möglich, da der Deich durch den vorhandenen Bewuchs durchwurzelt ist und daher nicht mehr als Schutzdeich verwendet werden kann. Gemäß der Freiraumplanung ist die Errichtung einer Hochwasserschutzmauer nordseitig am Fuß des bestehenden Deiches geplant. Die Anlage der Mauer wird genutzt um eine Uferterrasse mit einzelnen Bänken auszubilden.Maßnahme 8: Erhöhung der bestehenden Mauer
Die vorhandene Mauer am Nordufer des Mühlbachs reicht gerade nicht mehr aus, um das Bemessungshochwasser zurückzuhalten. Es ist daher geplant, diese Mauer geringfügig im Bestand zu erhöhen. Dadurch wird auch der erforderliche Freibord, also der Abstand zwischen Oberkante Mauer und Wasserspiegel, eingehalten.Maßnahme 9: Mauerneubau Nordufer Mühlbach
An die Bestandsmauer anschließend wird eine neue Hochwasserschutzwand errichtet.Zusätzliche Maßnahmen: Gerinneaufweitung unter der Bahnbrücke
Zur Verbesserung des Hochwasserabflusses wird der Abflussquerschnitt unter der bestehenden, alten Sandsteinbrücke der Eisenbahn vergrößert. Dies geschieht durch Vorlandabtrag im mittleren und südlichen Brückenbogen.Planungsanlass und Hochwassersituation
Für die Ermittlung des Überschwemmungsgebietes der Schwabach wurde eine zweidimensionale hydraulische Berechnung durchgeführt. Aus dieser Berechnung geht hervor, dass bei Abfluss eines 100-jährlichen Hochwasserereignisses (HQ100) an das Gewässer angrenzende Siedlungsflächen überschwemmt werden.
Bislang werden in Erlangen die an der Schwabach liegenden Siedlungsbereiche noch von größeren Hochwasserereignissen bedroht. Das Hochwasser bricht in einem solchen Fall oberhalb der Essenbacher Brücke linksufrig aus, überschwemmt großräumig Wohnbebauungen zwischen der Essenbacher Brücke und dem Bahndamm. Auch am nördlichen Ufer sind Ausuferungen mit Überschwemmungen von Wohnhäusern zu verzeichnen.