Hochwasserschutz Rückersdorf
Die Gemeinde Rückersdorf mit ca.4.850 Einwohnern liegt östlich von Nürnberg im Landkreis Nürnberger Land im Regierungsbezirk Mittelfranken. Im Süden fließt die Pegnitz, ein Gewässer I. Ordnung, direkt an der Ortschaft vorbei. Bei einem hundertjährlichen Hochwasser (HQ100) der Pegnitz werden bebaute Flächen im südlichen Gemeindegebiet überflutet.
Auf Höhe des Flusskilometers 26 am in Fließrichtung rechten Ufer der Pegnitz befindet sich das Projektgebiet, in dem nun ein Hochwasserschutz für die Gemeinde Rückersdorf realisiert werden soll.
Zur Aufrechterhaltung eines möglichst hohen Abflussvermögens wird die Hochwasserschutzwand mit angegliedertem Schöpfwerk an einem Hangfuß errichtet und damit von der Pegnitz deutlich abgerückt.
Die Hochwasserschutzwand verläuft entlang des Ortsrands.
Konzept und Planung
Projekt-Information
- Gewässer: Pegnitz, Gewässer I. Ordnung
- Bemessungsabfluss HQ100 +Klimazuschlag 15%: 253 m³/s
- Baudurchführung: in Bearbeitung
- Durchführung der Vergabe: abgeschlossen
- Ausführungsplanung: abgeschlossen
- Vorbereitung der Vergabe: abgeschlossen
- Baugenehmigung: erteilt
- Vorentwurfsplanung und Entwurfsplanung: abgeschlossen
- Stand: August 2025
Die Ausarbeitung einer Basisstudie führte zu ersten Überlegungen, das von Pegnitzhochwasser betroffene Gemeindegebiet durch bauliche Maßnahmen zu schützen. Ein Planungsvorhaben wurde nach Abschätzung des Schadenspotentials und einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung durch das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg initiiert, um konkrete Schutzmaßnahmen zu erarbeiten.
Die daraufhin aufgenommenen, weitaus detaillierteren Vorentwurfsplanungen und die später abgeschlossene Entwurfsplanung zeigten im Ergebnis weitere Defizite, wie etwa mögliche Rückstauerscheinungen in das Kanalnetz. Die Hochwasserführung der Pegnitz kann bei gleichzeitigen Starkregenfällen auf Gemeindegebiet in den Kanal zurückstauen, so dass die hydraulische Leistungsfähigkeit des Kanals signifikant sinkt.
Solche Umweltbedingungen mussten erfasst und planerisch gelöst wie auch rechtlich behandelt werden.
Bei dem konkreten Bemessungsereignis können die folgenden Anlagenbestandteile Schutz vor Überflutungen bieten:
Zum Schutz vor Überflutungen bis zum Bemessungsereignis sollen folgende Anlagen errichtet werden:
- Hochwasserschutzwand mit Sickerwasserdränage und Unterhaltungsweg um Ausuferungen der Pegnitz zu begegnen
- Schöpfwerk zur Verhinderung eines Hochwasserrückstaus in den gemeindlichen Mischwasserkanal und zur sicheren Ableitung von Mischwasser in die Pegnitz
Hochwasserschutzwand
Die zukünftige Hochwasserschutzwand weist eine Länge von ca. 292 m auf, sie wird in Stahlbetonweise ausgeführt. Komplizierte Baugrundverhältnisse und die Nähe zu Bestandsgebäuden machen es notwendig, die Wand entweder als Winkelstützwand auszuführen oder platzsparend auf Stahlträgern zu gründen.
Ihre Höhe richtet sich nach dem Bemessungswasserstand.
Ein normalerweise zur Bauwerksunterhaltung verwendeter und falls erforderlich bei Hochwasserführung auch zur Verteidigung angelegter Weg wird schutzseitig entlang der Wand verlaufen.
Für die Öffentlichkeit ist er nicht zugänglich.
Damit im Hochwasserfall ein möglicher Anstieg des Grundwasserspiegels bis über die Geländekante verhindert werden kann, ist eine Sickerwasserdrainage geplant, sie wird an das Schöpfwerk angeschlossen.
Schöpfwerk
Das Schöpfwerk wird als unterirdisches Bauwerk mit mehreren Kammern in Stahlbetonbauweise und drei Rohrschachtpumpen (Förderleistung von je 850 l/s) am bestehenden Kanal angeordnet. Es ist 8,50 m lang und ca. 8,66 bis 10,95 m breit. Die Sohle des Pumpwerks liegt bis zu 6 m unter Gelände.
Durch Schütztafeln kann der Rückstau aus der Pegnitz in den Kanal unterbunden und mit den Pumpen und mehreren Kammern das Kanalwasser in die Pegnitz gepumpt werden.
Weiterhin entsteht ein kleines Gebäude zur Unterbringung elektrischer Anlagen, Schaltschränken zur Pumpen- und Schiebersteuerung und als Lagerort für notwendige Werkzeuge und Schutzausrüstung im Einsatzfall. Für den Fall eines Stromausfalls des örtlichen Versorgungsnetzes wird ein Notstromaggregat die Anlagenfunktion garantieren.
Verfahrensstand
Es werden gerade die Vorbereitungen für die bauliche Umsetzung der Hochwasserschutzanlage getroffen. Im September 2025 wird die Baustelle eingerichtet und nach vorbereitenden Arbeiten mit dem Bau von Hochwasserschutzwand und Schöpfwerk begonnen.
Für den Bau der Hochwasserschutzwand erfolgt ein Bodenaushub bis Gründungstiefe.
Danach wird die Hochwasserschutzwand errichtet.
In weiten Streckenabschnitten handelt es sich um eine Winkelstützwand mit vorgesetztem Sporn.
Auf dem nachfolgenden Querschnitt ist diese Konstruktion abgebildet.
Sie ist notwendig, um im Hochwasserfall, bei dem die Pegnitz direkt an der Wand ansteht, und durch diesen Wasserdruck Pegnitzwasser unter der Wand versickern könnte, gezielt durch die Drainage aufgenommen wird und abgeleitet wird.
Wasserseitig erfolgt eine kleine Anschüttung, schutzseitig wird ein Unterhaltungsweg errichtet. Der Weg wird den Zugang zur Hochwasserschutzwand sicherstellen, um sie in den nächsten Jahrzehnten zu kontrollieren und zu warten. Im Hochwasserfall können die Wasserstände kontrolliert werden. Bei einem extremen Hochwasserereignis, das über dem Bemessungshochwasser liegt, könnte die Hochwasserschutzwand überströmt werden. Bei dieser Art der Ausführung ist das ohne Schäden an der Wand möglich.
Der Schöpfwerkbau wird in zwei Phasen ablaufen.
Um das unter der Geländeoberfläche liegende Schöpfwerk zu bauen, muss zunächst in Phase 1 ein Kanalprovisorium geschaffen werden. Es muss sichergestellt sein, dass die Funktion des vorhandenen Kanals bauzeitlich aufrechterhalten wird. Danach muss ein Spundwandkasten mit zusätzlichen Aussteifungen gebaut werden. Erst danach kann mit den Aushubarbeiten begonnen werden. Zu diesem Zeitpunkt wird mit der Bauwasserhaltung begonnen.
Das Schöpfwerk wird in Ortbetonweise errichtet. Mit der Fertigstellung besteht die Möglichkeit die Arbeitsräume wieder zu verfüllen, auch den Spundwandkasten auszubauen und die Kanaltrasse an das Schöpfwerk anzuschließen.
Wenn die Rohbauarbeiten abgeschlossen wurden, beginnt die Phase 2.
Es werden die Stahlbauteile wie Schieber zur Absperrung des in das Kanalsystems eindringenden Pegnitzhochwassers installiert. Auch dienen sie der Regulierung des Kanalwassers hin zu den Pumpen.
Sie sorgen dafür, dass bis zu 1.700 l Kanalwasser reguliert abgeleitet werden können. Denn für den Fall, dass ein Starkregenereignis im Gemeindegebiet Rückersdorfs und die Pegnitz Hochwasser führt, können bislang Rückstauerscheinungen im Kanalnetz auftreten.
Um die unterschiedlichen Szenarien abarbeiten zu können, werden im Schöpfwerk Messgeräte und eine Steuerung installiert. Damit das Schöpfwerk auch bei einem flächendeckenden Stromausfall funktioniert, dient eine Netzersatzanlage, es wird also ein stationäres Notstromaggregat angeschlossen.
Es soll an dieser Stelle in unregelmäßigen Abständen über den Fortschritt der Arbeiten informiert werden.
Planungsanlass und Hochwassersituation
Für die Ermittlung des Überschwemmungsgebietes der Pegnitz wurde eine zweidimensionale hydraulische Berechnung durchgeführt. Aus dieser Berechnung geht hervor, dass bei Abfluss eines 100-jährlichen Hochwasserereignisses (HQ100) an das Gewässer angrenzende Siedlungsflächen überschwemmt werden.
Bis zur Inbetriebnahme der Hochwasserschutzanlage werden in Rückersdorf die an der Pegnitz liegenden Siedlungsbereiche noch von größeren Hochwasserereignissen bedroht. Das Hochwasser bricht in einem solchen Fall oberhalb der Straßenbrücke der Ortsverbindungsstraße Rückersdorf/Röthenbach a. d. Pegnitz (St 2405) aus, überschwemmt Wohnbebauungen, den gemeindlichen Bauhof mit angegliederter Wertstoffsammelstation, das Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr Rückersdorf mit Gerätehaus sowie Gewerbebetriebe und fließt unterhalb der Straßenbrücke wieder zurück in die Pegnitz.


